Wie B2B-Unternehmen Storytelling nutzen koennen.

Wie B2B-Unternehmen Storytelling nutzen koennen.

 

Ich hatte einmal als Angestellter die Aufgabe, eine Imagekampagne für einen bekannten Sanitärhersteller zu entwickeln, der seine Produkte primär über die Sanitärinstallateure vertreibt. Die Kampagne sollte zusätzlich zu den anerkannt hochwertigen und innovativen Produkten die umfassenden Serviceleistungen des Sanitärherstellers bewerben und Wirkung nach Innen und Außen entfalten. Und obwohl in den 1990er-Jahren der Begriff „Storytelling“ noch keinerlei Rolle im Marketing spielte, entwickelte sich die Umsetzung dieser Kampagne zu einem schönen Beispiel für Storytelling im B2B-Bereich.

Der bekannte Sanitärhersteller war weltweit für seine qualitativ hochwertigen, perfekt gestalteten und technisch innovativen Produkte bekannt. Weniger bekannt war den Nochnichtkunden innerhalb seiner Zielgruppe, wie sich das Unternehmen zusätzlich für die Installateure und die perfekte Installation einsetzte. Die Agentur, in der ich damals arbeitete, sollte das gründlich ändern – mit einer Imagekampagne.

Das Briefing für diese Imagekampagne war wirklich gut. Die wichtigsten Serviceleistungen und so genannten „Soft skills“ des Sanitärherstellers waren von den Marketingverantwortlichen in einem umfangreichen Briefing zusammengetragen worden. Geschichten von der Beratungs-, Verkaufs- und Servicefront waren dazu im Vorfeld von den Produktmanagern und Marketingmitarbeitern gesammelt, analysiert, systematisch strukturiert und schließlich zu übergeordneten Briefing-Inhalten eingedampft worden.

Das Ergebnis war, wie gesagt, vorbildlich, aber für mich als Kreativen im Endergebnis einfach zu glatt, zu wenig fassbar und vor allem zu wenig emotional. Also haben wir um die ursprünglichen Geschichten gebeten. Diese Geschichten ließen dann ein ganz anderes, sehr viel emotionaleres Bild des Sanitärherstellers entstehen als das Briefing. Die Außendienstmitarbeiter packten auf Baustellen bei der Arbeit mit an, schulten schon mal spontan Mitarbeiter der Sanitärinstallateure oder Lehrlinge, beschafften in Windeseile und ganz unbürokratisch Ersatzteile oder dringend benötigte Produkte, berieten schon mal nach Feierabend Kunden in der Sauna oder ließen auch am Wochenende alles stehen und liegen, damit einer ihrer Kunden seinen Termin halten konnte.

Das Fazit lautete: Die Mitarbeiter des bekannten Sanitärherstellers waren mindestens so gut wie seine Produkte. Und: Aus diesen wahren Geschichten ließ sich eine exzellente Imagekampagne entwickeln, die einen Effekt in zwei Richtungen entfaltete: Die Außendienstmitarbeiter merkten, dass ihr Arbeitgeber ihr überdurchschnittliches Engagement wahrnahm und wertschätzte (und sie waren hinterher tatsächlich noch motivierter) und die Installateure haben sich und ihre Betreuer in den Geschichten wiedererkannt und waren ebenso stolz darauf, „ihre“ Geschichte in einer Kampagne wiederzufinden. Und weil nichts überzeugender ist als die Wahrheit, wirkte die Kampagne auch bei den Nichtkunden. Sie wurde ein voller Erfolg, weil sie Geschichten erzählte, die so auch wirklich passiert waren.

Damals sprach noch kein Mensch von „Storytelling“. Doch um nichts anders ging es bei dieser B2B-Kampagne. Sie ist außerdem ein schönes Beispiel dafür, dass man in B2B-Unternehmen auf überzeugende, wertvolle Geschichten stoßen kann, die viel mehr über die jeweilige Marke erzählen als von Emotionen bereinigte Fakten es tun können.

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Storytelling für B2B Unternehmen.

Storytelling für B2B Unternehmen.

Die Produkte ähneln sich, ihre Technik und Qualität, die Märkte und Vertriebswege, die Werbemittel, die Verkaufsargumente, ja, machmal sogar die Logos und Leistungsversprechen – B2B-Unternehmen haben es nicht leicht in einer globalisierten Welt, sich zu erfolgreich vom Wettbewerb zu differenzieren. Gleichzeitig hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass im B2B-Bereich rein rational entschieden wird. Und wie entscheiden Sie rational, wenn alles gleich aussieht? Richtig: Über den Preis und über Zusatzleistungen im Service- und Garantiebereich. Das Problem der ewigen Preisdiskussion ist also sicher teilweise hausgemacht. Doch wo liegt ein Ausweg aus diesem Dilemma? Ganz einfach: Bei emotionaler Kommunikation mittels Storytelling.

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie Sie die wichtigsten Entscheidungen in Ihrem Leben getroffen haben? Haben Sie mit dem Rechenschieber in der Hand entschieden, Ihren Partner oder Ihre Partnerin zu heiraten? Haben Sie eine SWOT-Analyse durchgeführt, um sich darüber klar zu werden, ob Sie ein Kind bekommen wollen oder nicht? Haben Sie vielleicht eine dieser Entscheidungen in Frage gestellt oder revidiert, weil Ihnen die Kosten zu hoch waren und die Serviceleistungen zu gering? Haben Sie nicht! Sie haben aus dem Bauch heraus entschieden. Und was zählt bei solchen Entscheidungen? Fakten, die nicht vergleichbar sind? Oder Preisunterschiede, die minimal sind? Oder geben etwa Service- und Garantieleistungen den Ausschlag, die fast identisch sind? Nichts von alledem. Es sind allein Emotionen und Bauchgefühle.

Interessanterweise geben laut einer Studie der Fortune Knowledge Group aus dem Juni 2014 auch 62% der B2B-Kaufentscheider an, sich bei Entscheidungen oft auf ihr Gefühl zu verlassen. Ein 2013 erschienenes Interview der Haysworld, das mit dem Psychologen und Direktor des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung Professor Dr. Gerd Gigerenzer geführt wurde ist mit einer provokanten Aussage aus einem seiner Bücher betitelt: „Die Hälfte der Entscheidungen in Unternehmen sind Bauchentscheidungen.“ Für Gigerenzer ist die dafür verantwortliche Intuition „gefühltes Wissen“. In einem 2013 erschienen Interview mit der ZEIT führt er dazu weiter aus: „… Manager haben meist mehr Angst, Bauchentscheidungen zu treffen und zu ihnen zu stehen, aber je höher sie in der Hierarchie stehen, desto eher verlassen auch sie sich auf ihre Intuition…“ Auch B2B-Entscheider kennen also Bauchgefühlsentscheidungen. Es ist ein Mythos, dass im B2B-Bereich bloße Fakten zählen.

Doch sind solche Bauchentscheidungen überhaupt verlässlich? Andreas Glöckner, Leiter der Forschergruppe „Intuitive Experts“ am Bonner Max-Planck-Institut für Gemeinschaftsgüter ist überzeugt, dass Intuition ein Prozess ist, „… der aus neuen Fakten und im Gedächtnis gespeicherten Informationen gute Interpretationen bildet…“ Glöckner führte eine Studie durch, die aufzeigte, dass wir zu unbewussten, blitzschnellen Entscheidungen in der Lage sind und eine für unser Bewusstsein unüberschaubare Fülle komplexer Informationen richtig gewichten und bewerten können. Wir haben es schon immer intuitiv gespürt: Bauchentscheidungen sind die besseren Entscheidungen! Doch wie kann man sie nun im B2B-Bereich befördern?

Durch Storytelling. Eine etwas längere, spannende Geschichte ist meist der kürzere Weg zum Bauch des Kunden als dröge Fakten und argumentative Selbstbeweihräucherung. Denn gut erzählte Geschichten wecken im Gegensatz zu Fakten unmittelbar Emotionen, aktivieren viel mehr Hirnareale und sind weitaus merkfähiger als sachliche Informationen. Die wenigsten Menschen teilen außerdem Fakten mit anderen, Geschichten hingegen werden ständig mit anderen geteilt. Storytelling kann daher ein ideales Differenzierungsinstrument für B2B-Unternehmen sein. Und es ist meist gar nicht so schwer, gute Geschichten in einem Unternehmen auszumachen.

Trotzdem setzen laut einer im Auftrag der Hamburger Agentur K16 2016 durchgeführten Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bisher lediglich 8% aller deutschen B2B-Unternehmen Storytelling in ihrem Marketing ein. Dafür hatte die GfK deutschlandweit 450 B2B-Entscheider, vorwiegend aus den Bereichen Vertrieb und Marketing, zu den Themen Präsentationen, Crossmedia-Kampagnen und Storytelling befragt. Interessant ist auch die Gewichtung: „… Für 25% der praktizierenden Storyteller steht der rote Faden einer Geschichte im Vordergrund. Nur 11% halten Emotionalität für das wichtigste Element. In Bezug auf Präsentationen ergibt sich laut der Befragung ein ähnliches Bild: Eine klare Struktur (22%) und relevanter Inhalt (19%) sind nach Ansicht der Marketingspezialisten am wichtigsten. Die gute Story finden nur 7% besonders wichtig…“ Allerhöchste Zeit also, B2B-Unternehmen zum Geschichtenerzählen zu bekehren!

B2B Neuromarketing im Selbstversuch.

B2B Neuromarketing im Selbstversuch.

Auch in Agenturen müssen regelmäßig Tonerkartuschen, Druckerpapier, Ordner und andere Büromaterialien bestellt werden. Mir selbst wurde bei solch einer Bestellung klar, dass Neuromarketing genauso im B2B- wie im B2C-Bereich funktioniert.

Eigentlich eine simple Sache! Wieso sollte ein fühlender und denkender Mensch plötzlich zu einem gefühl- und hirnlosen Untoten oder Roboter mutieren, nur weil er die Schwelle eines B2B-Unternehmens überschreitet und dort in die Rolle eines Einkäufers oder Geschäftsführers schlüpft? Wir geben unser Menschsein schließlich nicht an der Garderobe ab.

Doch zurück zu der kleinen Geschichte! Ich wollte Druckerpapier bestellen, eigentlich. Dazu gab es mehrere mögliche Anbieter zur Auswahl. Weil mich das Logo, das Shop-Design, die Farbwelt und das Auswahlprozedere bei einem der Anbieter besonders ansprach, die Bestellung ab einer bestimmten Bestellhöhe versandkostenfrei war, wir außerdem einen kleinen Solartischrechner gratis als Treuebonus erhalten sollten (das sah ich, als ich die Ware probeweise in den Warenkorb legte) und ein paar besonders schöne Schreibgeräte in einer Sonderaktion preislich herabgesetzt waren, entschied ich mich für diesen Anbieter.

Erst als ich dem DHL-Mann gegenüber den Empfang quittiert und die Waren ausgepackt hatte, fiel bei mir der Groschen. Da waren ein paar hübsche Trigger am Werk gewesen, die einen B2B-Einkäufer und in diesem Fall sogar einen Werbeprofi wie mich dazu gebracht hatten, genau hier zu bestellen.

Neuromarketing kommt aber nicht nur in Lockangeboten, Bonus- oder Rabattaktionen zum Tragen, sondern auch in Feinheiten wie der Gestaltung, der Farbgebung, dem Foto-Stil oder der Textdiktion. Mit der richtigen Positionierung geht alles los.

Und selbstverständlich ist Neuromarketing im B2B-Bereich genauso wirksam wie im B2C-Bereich. Der Treuebonus kam schließlich nicht von ungefähr. Auch meine Kollegen hatten in der Vergangenheit meist bei diesem Anbieter bestellt.