Geschichtenerzählen ist urmenschlich!

Geschichtenerzählen ist urmenschlich!

Storytelling ist kein Novum. In gewisser Weise ist Geschichtenerzählen urmenschlich. Seit jeher dienten Geschichten dazu, Erfahrungen, Handlungsanweisungen, Botschaften oder historische Ereignisse für nachfolgende Generationen aufzubewahren. Doch ein weiterer Aspekt war auch immer die Unterhaltung und die Vermittlung von Wissen. Was Storytelling so besonders macht, ist der Bezug zum Erleben. Denn Geschichten, die uns erzählt werden, sind fast so wie Geschichten, die wir selbst erleben.

„Vorsicht, in dem Waldstück unten am Fluss haust ein gefährlicher Säbelzahntiger.“ Das ist eine relativ nüchterne Tatsachenschilderung.

„Da unten in der engen, tiefen Schlucht hinter dem Fluss liegt ein dunkler Wald, extrem dicht und schwer zugänglich, doch reich an Wild. Eines Tages war ich dort gemeinsam mit meinem Freund Sodan jagen. Wir beugten uns gerade über unsere erste Beute, eine junge Antilope, als ein bedrohlich tiefes Fauchen aus dem Gebüsch vor uns ertönte. Es klang fast wie das donnernde Grollen der erzürnten Himmelsgeister. Instinktiv wichen Sodan und ich zurück, unsere Speere zur Abwehr starr vor uns hin gestreckt. Keinen Moment zu früh! Denn aus dem Gebüsch sprang ein riesiger Säbelzahntiger von der Größe eines Auerochsen auf uns zu. Einer seiner messerartigen Zähne fuhr durch Sodans Hand hindurch als sei diese nur aus flockigem Schnee geformt. Sein Blut spritzte senkrecht aus der Wunde empor und er schrie laut auf. Ich stieß mit meinem Jagdspeer nach dem Höllentier, doch es zerbrach ihn mit einem einzigen Prankenhieb als sei er nur ein kleiner, dürrer Zweig, ließ aber immerhin ab von Sodan und wandte sich zähnefletschend mir zu. An das Folgende kann ich mich nur schemenhaft erinnern. Sodan und ich rannten wie junge Hasen um unser Leben. Immer durch das Unterholz in Richtung Fluss. Uns war, als würden die Bäume hinter uns brechen und das Laub wie von einem brüllenden Feuer von ihnen gefegt, derart wütete die Bestie, die uns auf den Fersen war. Wäre einer von uns ausgerutscht oder gestürzt – er wäre innerhalb eines Wimpernschlages verloren und von dem Untier zermalmt gewesen. Am Ende sprangen wir besinnungslos in den reißenden Strom und trieben weit den Fluss hinunter, bevor wir erschöpft ans andere Ufer gelangten. Nur ganz knapp sind wir dem mächtigsten aller Säbelzahntiger entronnen. Die Hand meines Freundes ist für immer gezeichnet und er wird nie mehr seinen Jagdspeer führen. Geht niemals in diesem Wald jagen, sondern haltet euch fern von dort, das rate ich euch. Denn er gehört allein dem König des Uferwaldes!“
Das ist eine kleine Geschichte, die an einem Lagerfeuer der Steinzeit erzählt worden sein könnte. Gesetzt den Fall, in dem erwähnten Wald am Fluss lebte wirklich ein gefährlicher Säbelzahntiger: Welche der beiden Warnungen hat dann vermutlich mehr Stammesmitgliedern das Leben gerettet?

Die Geschichte hat klar die Nase vorn. Erstens klingt sie nach dramatisch erlebter Erfahrung, bekommt daher von vorneherein eine andere Wertigkeit und Aufmerksamkeit als die dröge Tatsachenschilderung. Zweitens macht sie den Zuhörer selbst zum nacherlebenden Subjekt. Er identifiziert sich unweigerlich mit der Situation und den handelnden Personen. Drittens wird dadurch die Gefahr auch emotional real. Die Geschichte „verkauft“ somit die Warnung als Botschaft weitaus effektiver. Und viertens ist die Geschichte deutlich merkfähiger und wirkt um ein Vielfaches viraler als eine simple Tatsache. Schließlich kann sie von anderen aufgegriffen, abgewandelt, ausgeschmückt und weitererzählt werden. Ganz sicher hat sie mehr Stammesmitglieder der Urmenschensippe vor den Zähnen des Säbelzahntigers bewahrt.

Woran liegt es, dass Geschichten Fakten schlagen? „…Weil es im Gehirn immer auf Verknüpfungen ankommt und weil bei allen Lernprozessen solche neuronalen Verschaltungsmuster aufgebaut und gefestigt werden. Je stärker das Gehirn Dinge an bereits Vorhandenes an- und miteinander verknüpfen kann, desto leichter gelingt es ihm, sich etwas zu merken. (…) Reine Information ist nur limitiert anknüpfbar. Wenn Sie sie aber in eine Geschichte verpacken, liefern Sie in deren Rahmen viele Anknüpfungspunkte an bereits vorhandene Gedächtnisinhalte. (…) Dazu kommt: Jeder Lernprozess wird von Emotionen begleitet, bei der nackten Vermittlung von Fakten werden diese emotionalen Bereiche nicht angesprochen.“, so der bekannte Neurobiologe und Hirnforscher Gerald Hüther über die Vorzüge von Geschichten im Vergleich zu bloßen Fakten.

Geschichten regen im Gehirn außerdem weitaus mehr Bereiche an, als es für das bloße Verständnis der Worte und der Syntax nötig wäre, aus denen sie zusammengesetzt sind. Die „mitreißende“ Beschreibung von Gerüchen, von Geschmackserlebnissen oder von Gefühlen wie Lust oder Schmerz aktiviert genau jene Areale im Gehirn, die auch bei den entsprechenden realen Wahrnehmungen aktiv sind. Insofern ist Fiktion etwas ganz Reales für menschliche Gehirne. Oder anders gesagt: Das Gehirn trennt nicht zwischen wirklich Erlebtem und gut Erzähltem! Wir erleben und lernen in der Rolle als Zuhörer genauso wie in der Rolle des handelnden Protagonisten. Das macht Fiktion so spannend für Menschen. Sie können die größten Abenteuer gefahrlos erleben.

Ein Versuch, den Jennifer L. Aaker, Professorin an der Stanford Graduate School of Business, mit Studenten durchführte, bewies, dass kleine Geschichten faktenbasierte Vorträge (also z. B. sterbenslangweilige Powerpoint-Vorträge im typischen What-you-read-is-what-I-tell-you-Modus) um Längen schlagen – genau genommen sogar um den sagenhaften Faktor 22.
Die Aufgabe war dabei, Mitstudenten in nur einer Minute mit einem „Pitch“ von einer Idee zu überzeugen. Interessant: „… Die Stars der ‚Stickiness‘ sind Studenten, die einfach Geschichten erzählt haben oder emotional wurden oder einen bestimmten Punkt hervorgehoben haben, im Gegensatz zu zehn Punkten…“ Faktor 22 bedeutet, zugespitzt formuliert, dass sich die Teilnehmer nur an die Geschichten erinnern konnten. Fakten basierte Vermittlungen wurden quasi augenblicklich vergessen.

Doch die erstaunlichen Effekte von Storytelling gehen noch weiter: „… Der Neurobiologe William Casebeer und der Neuroökonom Paul J. Zak (…) fanden heraus, dass z. B. beim Erzählen einer traurigen Story Kortisol und Oxytocin freigesetzt wird. Kortisol fokussiert unsere Konzentration. Je mehr davon die Probanden ausschütteten, desto bedrückender nahmen sie die Geschichte wahr und fokussierten sich noch stärker auf diesen Aspekt, gaben sich also ihrer Traurigkeit hin. Oxytocin ist im Gehirn für das Beschützen, das Gefühl von Verbundenheit und Empathie zuständig. Doch damit nicht genug: Die beiden Botenstoffe lösten bei den Probanden nicht nur Gefühle, sondern auch Handlungsbereitschaft aus. Die Forscher gaben den Teilnehmern die Möglichkeit, ihre finanzielle Entschädigung für die Teilnahme am Experiment mit Fremden zu teilen, die ebenfalls im Labor anwesend waren. Und tatsächlich: Diejenigen Probanden, in deren Blut sowohl Kortisol als auch Oxytocin nachgewiesen werden konnte, zeigten sich dabei großzügiger als die, bei denen das nicht der Fall war. Die ausgeschüttete Menge von Kortisol und Oxytocin ließ sogar Rückschlüsse darüber zu, wie viel Geld die Probanden abzugeben bereit waren. Diesen Effekt konnten die Forscher in weiteren Experimenten überprüfen und nachweisen. Damit erbrachten sie den Beweis: Storytelling kann tatsächlich das Verhalten unserer Zuhörer beeinflussen, indem es Einfluss auf die neurochemischen Reaktionen unseres Gehirns nimmt. Als stärkster Handlungstreiber erwies sich dabei die Empathie…“

Spannend ist auch die Geschichte hinter dem Projekt significantobjects.com. Joshua Glenn und Rob Walker zeigen damit, dass sich der Einsatz von Geschichten im wahrsten Sinn bezahlbar macht. Die beiden erstanden ausrangierte Dinge auf Flohmärkten für wenige Dollars oder Centbeträge und versteigerten sie bei eBay zusammen mit den spannenden Kurzgeschichten namhafter Autoren.
Ein für 2,99 US-Dollar erstandener Aschenbecher wurde aufgrund einer dazu getexteten Geschichte des Autors William Gibson für 101 US-Dollar versteigert, eine alte Gabel, die im Ankauf 50 Cent gekostet hatte, wechselte dank einer passenden Geschichte von Don Chaon für 26 US-Dollar den Besitzer. Kurzum: Gut erzählte, zum Produkt passende Geschichten sind äußerst kraftvolle Verkaufsinstrumente, weil sie direkt unsere Emotionen ansprechen.

Wenn Sie also etwas verkaufen wollen, dann erzählen Sie eine Geschichte zu Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung. Oder entscheiden Sie sich für eine Agentur, die das gekonnt für Sie übernehmen kann. Willkommen bei FROG KING: king(at)frog-king.de, Telefon 07553 9164592! Oder aber sind Sie vorerst nur interessiert an weiteren Informationen zum Thema Storytelling? Die gibt es gleich hier!

FROG KING Gastbeitrag für das Onlinemagazin printelligent.de

FROG KING Gastbeitrag für das Onlinemagazin printelligent.de

Auf Einladung von Marko Hanecke aus Münster, Print Produktioner, Autor und Betreiber von printellingent.de, hat FROG KING Geschäftsführer Wolfgang Gerstenhauer den Gastbeitrag „Print ist menschlich“ für dessen Onlinemagazin verfasst. Passend zum Themenspektrum von printelligent beschäftigt sich Wolfgang Gerstenhauer in seinem Beitrag mit den Vorzügen der Print-Kommunikation aus Sicht des Neuromarketings und der Haptik.

Was viele nämlich nicht wissen: Print schlägt Online in vielerlei Hinsicht. Unser Gehirn bevorzugt reale, greifbare Gegenständen gegenüber lediglich virtuell vorhandenen Inhalten. Printmailings sind E-Mail-Marketing-Aktionen deshalb meist überlegen. Auch interessant: Je mehr Unternehmen Papierqualitäten und Druckveredelungen investieren, die zu ihrer Markenpositionierung und zu der jeweiligen Werbemaßnahme und deren zentraler Aussage passen, desto stärker wird der positive Print-Effekt.

Interessant für Sie? Dann lesen Sie doch den gesamten Gastbeitrag hier!

Bildmotiv Flaschenpost: Pixabay

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